Ana Zora Maspoli - Eine Seconda und ein Sklavenkind in Vindonissa. Auf der Spur von Identitäten in der materiellen (Sepulkral)Kultur

2012 wurde in Brugg/Remigersteig (AG) ein frühkaiserzeitliches Gräberfeld mit Bestattungen in aussergewöhnlich gutem Erhaltungszustand entdeckt. Zwei der mehr als 150 Gräber wurden 2021 in einem Vorprojekt interdisziplinär untersucht. Dabei handelt es sich um Bestattungen (mehrfach) marginalisierter Personen: einer Frau und eines Sklavenmädchens. Anhand ihrer Gräber soll gezeigt werden, welche Rollenzuschreibungen für diese beiden sich aus der materiellen Kultur lesen lassen. Welche Handlungsspielräume sind innerhalb verschiedener Rollen als Frau, als Sklavin oder als Kind in der provinzialrömischen Gesellschaft möglich? Inwiefern entsprechen diese Rollen dem, was zu erwarten ist, und welche sozialen Strukturen stehen dahinter? Welche Aspekte der Identität werden in materieller (Sepulkral)Kultur überhaupt ausgedrückt? Eng damit zusammen hängt die Frage, in welcher Beziehung die beiden Verstorbenen zueinander und zu anderen standen. Warum wurden sie zusammen bestattet und von wem? In welcher Beziehung standen sie zum Errichter des Grabmonumentes?
Glücklicherweise waren die Bestattungen von Maxsimila und Heuprosinis als ungestörtes Ensemble in situ erhalten, das neben den anthropologischen und archäo(bio)logischen Funden auch den Grabbau und die zugehörige Grabstele umfasste. Die interdisziplinäre Analyse dieser exzeptionellen Quellenbasis ermöglicht eine Rekonstruktion von Handlungsabläufen vor, während und nach der Grablegung und erweitert unser Wissen um teilweise bisher unbekannte funeräre Praktiken und Rituale. Der Vortrag geht der Frage nach, was diese Handlungen über die Identitäten der involvierten Personen aussagen können.

Articles les plus consultés