Pirmin Koch - Hoch die Tassen. Zur archäologischen Nachweisbarkeit von Versammlungsräumen anhand eines Beispiels aus dem Vicus von Kempraten (Rapperswil-Jona/SG)

In der Mitte des 3. Jh. n. Chr. zerstörte ein Brand ein Gebäude in der römischen Kleinstadt von Kempraten (Gmd. Rapperswil-Jona/SG). Dabei kam ein Teil eines bemerkenswerten Inventars (Geschirr, Terrakottastatuetten, Altar, Möbelteile) in den Boden, das ursprünglich zur Ausstattung eines mit Wandmalereien dekorierten Raums gehörte. Die Untersuchung des Gesamtensembles legt eine Deutung als Versammlungsraum einer organisierten Gemeinschaft – Berufsgruppe, collegium, Kooperation, o.ä. – nahe. Ausgehend von diesem Beispiel aus Kempraten diskutiert der Beitrag, wie sich Räume und Praktiken solcher Gemeinschaften archäologisch nachweisen lassen und thematisiert auch (Deutungs-)Möglichkeiten und Grenzen der archäologischen Interpretation. So stellt sich die Frage, wie und ob der Versammlungsraum einer organisierten Gruppierung nachweislich von anderen Treffpunkten überhaupt abzugrenzen ist (taberna, Bankettraum). Anders als in den grossen Zentren, in denen solche Gemeinschaften auch inschriftlich gut belegt sind, sind sie im kleinstädtischen Milieu nur schwer fassbar. Mit Verweis auf Vergleichsensembles wird deshalb weiter nach ihrer Funktion und Bedeutung im Leben der Kleinstädte in den römischen Nordwestprovinzen gefragt.

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